DIE SITUATION IN HAITI: ZAHLEN UND FAKTEN

In Haiti leiden 53,4% der Bevölkerung an Unterernährung
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In Haiti leiden 53,4% der Bevölkerung an Unterernährung; das sind über 5 Millionen Menschen, deren Gesundheit hierdurch akut gefährdet ist. Der Welthungerindex von 2015 verweist auf eine „sehr ernste“ Situation, denn Haiti gehört weltweit zu den sechs Ländern, in denen Menschen am stärksten von Hunger betroffen sind.

Für Kinder bedeutet eine unzureichende Ernährung nicht nur eine enorme Herausforderung im Alltag. Viele von ihnen weisen eine Mangelernährung auf, die das körperliche Heranwachsen beeinträchtigt: 21,9% der haitianischen Kinder leiden an Wachstumsverzögerungen, die häufig im Lebensverlauf nicht mehr ausgeglichen werden können. Aufgrund des Zusammenwirkens von mangelnder Nährstoffversorgung und einem ungesunden Umfeld sterben viele Kinder in jungen Jahren. Unter den Ländern der westlichen Hemisphäre hat Haiti eine extrem hohe Kindersterblichkeit: im Jahr 2015 sind 73 von 1.000 Kinder nach der Geburt gestorben, in Deutschland waren es 4%. Die Müttersterblichkeit war mit 359 Fällen pro 100.000 Geburten ebenfalls sehr hoch (BRD 2015: 6 Fälle pro 100.000).

Ein Grund für die hohe Sterblichkeit von Kindern und Müttern ist unter anderem die mangelhafte Betreuung, d.h. die Beratung und die medizinische Versorgung von Frauen vor und während der Schwangerschaft sowie bei der Geburt. Zum Beispiel trägt eine medizinische Aufklärung über Hygienemaßnahmen und richtige Ernährung für Schwangere zu einer Senkung des Risikos bei.

In der sehr armen, ländlichen Region Lamardelle sind vermeidbare und behandelbare Krankheiten wie z.B. Durchfallerkrankungen, Malaria, Tuberkulose und Atemwegsinfektionen stark verbreitet und Haupttodesursache. Aufgrund des mangelhaften Zugangs zu sauberem Wasser und hygienischen Sanitäranlagen ist Cholera eine großes Problem in Haiti: 2015 gab es rund 36.000 Krankheitsfälle.
Wichtige Hilfsmaßnahmen zielen auf eine Vermeidung spezifischer Umstände ab, ergänzend zu den kurativen Maßnahmen: Durch präventive Beratung können Verhaltensänderungen u.a. in Bezug auf Ernährung und Hygiene erzielt werden, wodurch Erkrankungen vermindert bzw. verhindert werden können.

Haiti ist ein Land, das immer wieder von schweren Naturkatastrophen heimgesucht wird. 2010 wurde das Land von einem sehr verheerenden Erdbeben in weiten Teilen zerstört, von dem es sich bis heute nicht vollständig erholen konnte – auch in Bezug auf die Gesundheitsversorgung. Tropenstürme (u.a. 2005, 2008, 2010), Überschwemmungen (u.a. 2006, 2007) sowie Dürren (u.a. 2014-2016) zerstörten Ernten und vorhandene Bewässerungskanäle und stellten die Menschen vor große Herausforderungen, die sie ohne internationale Hilfe nicht bewältigen können.

Aktuell verschärft das Wetterphänomen El Niño weiterhin die Situation.  Von der dadurch hervorgerufenen Dürre sind derzeit 81 % der Haushalte betroffen.